Waldgarten

„Der beste Moment einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren, der zweitbeste Moment ist Jetzt“ (Afrikanisches Sprichwort)

 

Ein Waldgarten entsteht…

Im Herbst 2013 haben wir im Gemeinschaftsgarten Allhartsberg begonnen einen Waldgarten anzulegen. Nach gemeinschaftlichen Überlegungen haben wir verschiedenen Bäume und Sträucher ausgewählt – welche das Kronendach und die oberste Schicht unseres Waldgarten bilden (werden). Die weiteren Schichten im Waldgarten sind größere und kleinere Sträucher, Beerenobst, Krautschicht, bodenbedeckende Schicht ausdauernde Gemüsen, Kräutern u.a.m. sowie Kletterpflanzen.

 

Die Waldgarten-Allmende…

Der Waldgarten rund um den Gemeinschafts(Gemüse)Garten ist für alle offen zugänglich – und alle sollen sich auch die Früchte und Ernte des Waldgartens teilen können. Somit versuchen wir die Idee einer Allmende wieder aufleben zu lassen. Die Allmende ist ein Gemeingut, das allen offen steht und durch alle nutzbar ist.

Wir wollen die Waldgarten-Allmende zu einem Ort werden lassen, an dem sich viele beteiligen können. In der Pflege des Waldgartens (Pflanzen setzen und säen, Mähen, Mulchen,…) als auch bei der Ernte der Früchte könnt ihr euch gerne einbringen. Weiters soll es ein Ort sein um Wissen und Erfahrungen zur Waldgärtnerei und u.a.m. teilen zu können.

Die vielfältigen Pflanzen im Gemeinschafts-Waldgarten sind zudem eine wertvolle Quelle zur Pflanzenvermehrung (Samen, Stecklinge, Edelreiser,…) sind hier für alle verfügbar. Allerdings bitten wir darum bei der Entnahme von Stecklingen und Edelreiser auf ein vernünftiges und bedarfsorientiertes Maß zu achten, damit die Pflanzen nicht zu sehr beeinträchtigt werden. Generell wünschen wir uns eine Nutzung der vielfältige Ernte – wir freuen uns wenn ihr zugreift und dabei auch die Ernte-Bedürfnisse anderer mit-bedenkt.

Wer daran interessiert ist in den Waldgarten-Allmende Newsletter aufgenommen zu werden schreibt sich bitte direkt selbst in unseren Waldgarten-Newsletter ein. Hier auf der Homepage gega4all.at auf der rechten Seiten (mail adresse ins leere Feld schreiben – Enter – fertig, evt bestätigen). Dadurch erhaltet ihr ca. 3 mal im Jahr Einladungen zu gemeinschaftlichen Waldgarten-aktionen.

Sollte es wichtige Anliegen zu unserem Waldgarten geben, könnt ihr euch sonst auch bei rolandteufl(a)gmx.net melden.

 

Was ist nun ein Waldgarten?

Ein Waldgarten besteht aus mehreren Stockwerken, ähnlich wie ein Wald. Mensch könnte auch sagen, der Waldgarten ist eine mehrjährige Mischkultur aus vielfältig-nützlichen Pflanzen. Dabei wird versucht die Pflanzenarten und Elemente eines Waldgartens so zusammen zu setzen, dass diese möglichst wenig miteinander konkurrieren und möglichst viele positive Beziehungen (Bestäubung, Nährstoffversorgung, Windschutz, Kletterhilfe,…) zwischen den Pflanzen/Elementen geschaffen werden. Durch die Mehrjährigkeit der Pflanzengesellschaften und die Schaffung von Symbiosen kann bei diesem Anbausystem der Aufwand an Pflege (im Vergleich zu einjährigen Kulturen) verringert und gleichzeitige eine hohes Maß an Produktivität erreicht werden. Im Waldgarten sollen die Nährstoff-Kreisläufe möglichst geschlossen werden – hierbei sind Pflanzen (Erle, Ölweide, Erbsenstrauch,..), welche in Symbiose mit Stickstofffixierenden Bakterien, Stickstoff im Boden fixieren besonders hilfreich. Mykorrhiza-Pilze transportieren Nährstoffe zwischen verschiedenen Pflanzen, sie ein riesiges unterirdisches Netzwerk. So bekommen Mykorrhiza-Pilze von grünen Pflanzen u.a. Zucker und Wasser und geben diesen im Gegenzug Stickstoff und andere Mineralstoffe (wie bspw Phosphor). Neben einer selbsterhaltenden Fruchtbarkeit, die zusätzlich durch eine ausdauernde Bodenbedeckung gefördert wird, ist auch das Potential zur Selbstregulation (bei entsprechender Planung) im Waldgarten groß. „Schädlinge“ und Krankheit können sich in einem vielfältigen Agrarökosystem nur schwer massenhaft verbreiten.

Die vielfältige Zusammensetzung des Waldgartens bedingt vielleicht, dass einzelne Pflanzenarten weniger (oder auch gleich viel) Ertrag bringen als wenn sie in Monokultur wachsen würden – durch den vielschichtigen Aufbau wird jedoch die einfallende Lichtenergie optimal genützt und die Summe der Erträge aller Pflanzen wird höher als dies bei eintönigen Landnutzungen der Fall wäre. Weniger Arbeit – mehr Ertrag, ist hierbei ein wichtiges waldgärtnerisches Prinzip. Und nicht zu vergessen, sind Waldgärten auch Oasen für die Seele und wunderbare Orte zum Entspannen und Entschleunigen… sie wirken dadurch (nebst den gesunden Ernteprodukten) auch auf die Gesundheit des Menschen positiv.

Ein Waldgarten zeichnet sich durch seine Vielfalt aus. Die Vielfalt an Pflanzen, Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten, architektonische und strukturelle Vielfalt (Stockwerksaufbau), Vielfalt an Beziehungen zwischen Waldgarten-Elementen (Pflanzen, Tiere-Mensch, Boden, Steine, Wasser,..). Durch die Vielfalt an essbaren Pflanzen gibt uns ein Waldgarten auch in ernährungsphysiologischer Hinsicht einen sehr wertvollen Beitrag zur Selbstversorgung.

Nebst den vielen Vorteilen für den Menschen, bietet ein Waldgarten auch Lebensräume für Wildtiere und Insekten. Humus und Kohlenstoff werden im Boden aufgebaut, somit wird auch die Fruchtbarkeit der Böden aufgebaut. Durch die vielfältige Struktur und ständige Bodenbedeckung wird auch ein verbesserter, ausgeglichener Wasserhaushalt geschaffen. Der Waldgarten kann auch Extremereignisse (Hitze, viel Niederschlag, Hagel, Wind) besser puffern und stellt damit auch eine spannende Option für eine resiliente Landnutzungsform dar, welche mit den Herausforderungen des Klimawandels besser zurecht kommen wird/würde als die allermeisten anderen Anbausysteme unserer Zeit.

 

Für die Struktur eines Waldgartens ist der Aufbau in mehreren Schichten oder Etagen ein charakteristisches Merkmal. Dadurch kann das einfallende Licht (bei guter Planung) optimal genutzt werden. Durch eine Vielfalt an Pflanzen mit verschiedensten Ansprüchen, können Nährstoffe und der Wurzelraum möglichst optimal genutzt werden. Eine mögliche, unvollständige Auflistung mit Beispielen für Pflanzen in den verschiedenen Waldgarten-Schichten folgt hier(die meisten davon wurden auch schon im Gemeinschafts-Waldgarten gepflanzt, oder folgen noch):

Bäume: Apfel, Birne, Marille, NashiBirne, Pfirsich, Kirsche, Weichsel, Maulbeere, Kaki, Kriecherl, Ringlotten, Myrobolanen, Walnuss, Pecan-Nuss, Maroni, Erle, Gleditschie

Speiselaub-bäume: Morus alba, Chinesischer Gemüsebaum – Toona sinensis, (Sommer)Linde,   Buche, Ulme,

Sträucher: Erbsenstrauch, Ölweide (v.a. Elaeagnus umbellata/multiflora), Zimtstrauch, Dirndln versch., Kartoffelrosen, japanische Weinbeeren, Aronia – Apfelbeere, Holunder, Hasel,….

Beeren: Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Jostabeeren, Goji

Kletterpflanzen: Kiwis > Actinidia arguta (klein- und weichschalig) bzw Actinidia chinensis (großfrüchtig mit rauer Schale), Wein, Hopfen, Schissandra,….

Krautschicht: Wermut, Zitronenmellisse, Schildsauerampfer, Süßdolde, Eibisch, Minzen, Winterheckenzwiebel, verschiedenste Lauchformen (Schnittknoblauch, Chin.Lauch, Kiellauch, Goldlauch,….), ewiger Kohl, Rhabarber, Spargel, Topinambur, mehrjähriger Buchweizen, Hosta, Fette Henne, Liebstöckl, Mutterkraut, Oregano, Kren/Meerrettich, Taglilien, Malven, Ysop, Lavendel, Salbei, Bohnenkraut, Brennnessel u.a. nützliche Wildpflanzen, ausdauernder Roggen, …

Bodendecker: Gundelrebe, Erdbeere, Giersch, Beinwell, Bärlauch, Thymian, Frauenmantel, Wilde Rauke, Weißer Klee

Wurzelpflanzen: Topinambur, Knollenziest, Oca, Erdbirne & Knollenkapuzinerkresse (als replant-perennials)

Leicht selbst-säende Pflanzen: Baumspinat (Chenopodium giganteum), Gartenmelde (Atriplex Hortensis), Guter Heinrich (Chenopodium bonus henricus, Physalis > Erdkirsche, Rucola

Zweijährig-selbstsäend: Karde, Nachtkerze, Königskerze,

 

Zusätzlich zu den vielen kultivierten Pflanzenarten und –sorten gibt es darüber hinaus noch ein riesiges Spektrum an nützlichen Wildpflanzen, welche nicht außer Acht zu lassen sind. Die Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen Mitteleuropas spricht von 1500 essbaren Wildpflanzen 😉

 

Was bisher in unserem Waldgarten passiert ist:

  • Planung (Standortbeobachtung, Design, Organisation-Vorbereitungen) – Sommer 2013
  • Pflanzaktion im Herbst 13, mit Pflanzen vom Heckentag (Danke an Natur im Garten für die Förderung)
  • Waldgarten-Solidaritäts-Fest – 16.1.14 – im TÜWI (Wien) – danWaldgarten solifestke an Alle
  • Pflanzaktion Herbst 14
  • Pflanzaktion Frühling 15
  • Laufende Mulch, Mäh- und Pflegearbeiten
  • August 15 – verschiedene Okulations-Veredelungen auf unsere Unterlagen
  • Schnitt- u. Pflegemaßnahmen
  • Kartierung und Listung des Waldgarten-Bestandes
  • Foto 02.11.13 23 40 56 19 Foto 17.01.14 15 42 57 (1) 5 Foto 17.01.14 15 33 18 4 Foto 16.11.13 14 06 57 3 Foto 16.11.13 13 40 55 1 Foto 10.11.13 16 15 18 2 Foto 10.11.13 11 04 04 12 IMG_0576
  • Kommendes:  Pflanzaktion Herbst 15 (Erlen, Ölweiden-Sorten, Unterlagen, Birken, Silberbüffelbeere, Vitaminrose, Ulmen, Sommerlinden)
  • Kommendes: Winterschutz für unsere empfindlicheren Gehölze
  • im Frühling 2016 – Mähen, Mulchen der bestehende Gehölze, Kräuter sammeln – Supperl kochen :)

 

 

 

Hier gibt’s noch ein paar Links zu ähnlichen Projekten und weitere Quellen mit Infos zur Waldgärtnerei:

 

www.agroforestry.co.uk > Martin Crawford‘s ART (Agroforestry Research Trust) – Publikationen (gute Bücher, ++), Samen und Pflanzen, FGN (Forest Garden Network), Kurse, Videos,….

www.pfaf.org > größte online-Datenbank über nützliche Pflanzen im gemäßigten Klima

 

Waldwassergarten Bernhard Gruber

http://permakultur-info.de/wald-wasser-garten-einjoch/

https://permakultur.wordpress.com/

 

Waldgarten-Allmende Verden – Deutschland (nahe Bremen)

http://allmende.de.vu/

 

Permakultur-Homepage von Christian Mösenbichler

http://www.permaculture.at/

 

Schau- und Essgarten – Alchemistenpark in Kirchberg am Wagram (NÖ – nahe Tulln)

http://www.naturimgarten.at/schaugaerten/noe-mitte/alchemistenpark

 

Links zu Waldgärten und ähnlichen Themen:

http://www.perennialsolutions.org/    > sehr informative Seite von Eric Toensmeier

www.edibleforestgardens.com – online-Netzwerk, Austausch von WaldgärtnerInnen,…..

 

Buchempfehlung zur Waldgärtnerei:

Martin Crawford:

  • Creating a Forest Garden
  • Perennial vegetables
  • Food from your forest garden
  • Verschieden Publikationen: Pflanzenmonografien, N-fixierende Pflanzen, Agroforstwirtschaft, u.v.m.

Patrick Whitefield – Handbuch Waldgarten

Eric Toensmeier – Perennial Vegetables

Dave Jacke & Erich Toensmeier – Edible Forest Gardens 1 & 2 (!)

Die Waldgärtnerei – Robert Hart

Woodland gardening – Ken Fern / PFAF

 

Andere themenverwandte Bücher:

555 Obstsorten – Sigi Tatschl

Pilze selbst anbauen – Magdalena und Herbert Wurth

Knospen, und die lebendigen Kräfte der Bäume – Gabriele Nedoma

Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen – Guido Fleischhauer

Forest Ecology – Kimmins

Plants for a Future – Ken Fern